Unterschiedliche Faktoren können unsere Widerstandsfähigkeit (Resilienz) gegenüber Stress stärken.
Es gibt Menschen, die auch unter widrigen Bedingungen ein erfolgreiches und glückliches Leben führen und Krisen ohne Schaden überstehen. Und es gibt Menschen, die das eben nicht tun. Ist das eine Frage von Glück? Nein, denn offensichtlich gibt es wichtige Faktoren, die unsere Resilienz, also unsere Widerstandskraft gegenüber Stress stärken können.
Solche Faktoren, durch die es gelingt, normale Herausforderungen des Alltags und Krisen zu bewältigen, werden als Resilienzfaktoren bezeichnet. Das sind z. B. Persönlichkeitseigenschaften, Fähigkeiten, Einstellungen oder mentale und materielle Ressourcen. In der Resilienzforschung werden unterschiedliche Konzepte diskutiert.
So definiert z. B. Jutta Heller 7 Schlüssel für mehr innere Stärke, das Norddeutsche Ausbildungszentrum spricht von den 8 Flügeln der Resilienz und beim Resilienz-Zirkel nach dem Bambus-Prinzip von Ella Gabriele Amann und Martin Ciesielski sind es acht Kompetenzfelder. Andere Autoren nennen weitere Protektivfaktoren.
Optimismus bezieht sich auf die Erwartungshaltung, die man an die Zukunft hat. Ist das Glas halb voll oder halb leer? Pessimisten haben häufig eine negative Erwartung an die Zukunft. Sie befürchten, dass etwas schief gehen könnte und sie mit negativen Konsequenzen konfrontiert werden. Menschen mit einer optimistischen Einstellung hingegen, vertrauen in der gleichen Situation darauf, dass sie die Situation mithilfe ihrer Fähigkeiten erfolgreich lösen werden.
Veränderungen bestimmen unser Leben. Menschen, die klar sehen, wenn sie sich in einer schwierigen Lage befinden und zulassen, sich damit auch auseinanderzusetzen, können im nächsten Schritt prüfen, wie sie diese Situation verändern können. Sie konzentrieren sich auf die Dinge, die sie als beeinflussbar ansehen und nehmen diese Dinge in Angriff. Diejenigen hingegen, die nicht wahr haben wollen, dass sich Dinge verändern, kommen mit dieser Haltung zu keiner Lösung der Situation. Akzeptanz ist damit die Vorstufe zur Bewältigung der Krise.
Selbstwirksamkeit bedeutet, dass Menschen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten besitzen, um mithilfe der eigenen Ressourcen, Herausforderungen des Alltags zu lösen. In einer Situation von Stress und Überforderung kann Panik und Angst entstehen. Wurden in der Vergangenheit Krisensituationen vielfach als bewältigbar erlebt, führen diese Erfahrungen dazu, dass die aktuelle Situation als weniger bedrohlich wahrgenommen wird. Es entsteht eine positive Erwartung, die Herausforderung bewältigen zu können.
Resiliente Menschen besitzen die Fähigkeit, die eigenen mentalen und körperlichen Grenzen zu kennen und Verantwortung für sich und das eigene Handeln zu übernehmen. Damit sind sie nicht in einer Opferrolle gefangen und abhängig von anderen Personen, die für sie Probleme lösen. Vielmehr besitzen sie die Einstellung und Energie, selbst einen Weg zu suchen, um schwierige Situationen im Alltag und in Krisen zu meistern.
Soziale Unterstützung wirkt in doppelter Hinsicht. In Stresssituationen auf die Hilfe anderer zurückgreifen zu können, ist ein wichtiger Faktor für die eigene Widerstandskraft. Interessanterweise geht von Freunden und einem guten sozialen Netzwerk nicht nur dann ein positiver Einfluss aus, wenn diese Personen direkt Unterstützung leisten. Allein die Überzeugung, Unterstützung zu erhalten, wenn man sie braucht, entfaltet eine positive Wirkung. Das Wissen, in schwierigen Situationen nicht allein zu sein, erhöht grundsätzlich, also auch ohne direkte Hilfe, die innere Widerstandskraft und besitzt einen positiven Einfluss auf die körperliche und mentale Gesundheit.
Eine Sache lösungsorientiert anzugehen, bedeutet, konstruktiv die nächsten Schritte zu planen, um die schwierige Situation zu verändern. Das Gegenteil wäre, zu lamentieren, wie schlimm die Phase ist, ohne daraus etwas abzuleiten. Lösungsorientierte Menschen richten ihren Fokus auf die Dinge, die sie in der Situation weiterbringen.
Menschen, die zukunftsorientiert handeln, erkennen, dass sie immer eine Wahlmöglichkeit haben. Wird die Zukunft im Sinne der eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten geplant, ist sie beherrschbar. Schwierige Situationen können mit eigenen Ressourcen gemeistert werden. Zukunftsorientiert bedeutet ferner auch, mittel- und langfristige Ziele in den Fokus zu nehmen und das eigene Leben nicht ausschließlich auf kurzfristige Freuden oder die Vermeidung sämtlicher negativer Situationen auszurichten.
Resilienz hilft vielen Menschen, Herausforderungen, Belastungen und schwierige Situationen erfolgreich zu meistern und dabei mental gesund zu bleiben. Diese Menschen besitzen Schutz- und Selbstheilungskräfte, die die Entwicklung von stressbedingten Erkrankungen verhindern. Neuere Forschungsansätze sowie unsere eigene langjährige praktische Erfahrung zeigen, dass der entscheidende Resilienzfaktor jedoch darin besteht, wie der Bewertungsprozess allgemein in herausfordernden und schwierigen Situationen ausfällt. Menschen, die Situationen im Alltag positiv oder neutral, zumindest aber nicht negativ bewerten, verhindern durch ihre nicht negativen Gedanken die Stressreaktion und damit die Kaskade bis hin zur Überlastung. (Wären negative Gedanken vorhanden, löst dies zugleich auch die Stressreaktion aus.)
Die Voraussetzung dafür, den Bewertungsprozess derart gestalten zu können, ist „Achtsames Handeln im Einklang mit der eigenen Persönlichkeit“ (AHEPEE). In der Psychologie ist mittlerweile bekannt, dass jeder Mensch eine einzigartige Motiv- oder Bedürfnisstruktur besitzt, ähnlich einem persönlichen Fingerabdruck. Diese individuelle Bedürfnisstruktur ist herausragend wichtig für unser tägliches Handeln. Handeln wir kongruent zu unseren eigenen Bedürfnissen, sind wir energiegeladen, freudig gestimmt und motiviert. Handeln wir hingegen nicht im Einklang mit unseren inneren Motiven, erfordert das viel Kraft und Disziplin und wird zumindest mittelfristig zur Belastung. Je besser die eigene Wahrnehmungsfähigkeit ausgebildet ist, desto eher spürt man, dass sich ein Handeln gegen die eigenen Motive nicht stimmig anfühlt und ein negatives Feedback erzeugt. Umgekehrt entsteht ein Gefühl von Stimmigkeit, wenn wir im Einklang mit den eigenen Motiven agieren.
Mit AHEPEE können wir den Bewertungsprozess fundamental beeinflussen. Denn immer dann, wenn wir im Einklang mit unserer eigenen Persönlichkeit handeln, verhindern wir, dass der Bewertungsprozess negativ ausfällt.
Ebenfalls förderlich ist ein hohes Maß an Achtsamkeit. Da wir im Alltag in vielen Situationen nicht ständig und ausschließlich im Sinne unserer Bedürfnisse agieren können, sondern immer wieder Kompromisse eingehen müssen, hilft in diesen Fällen die Kompetenz Achtsamkeit. Menschen, die in hohem Maße achtsam sind, besitzen die Fähigkeit, den sonst automatisch ablaufenden Bewertungsprozess auszusetzen. Sie können Situationen einfach wahrnehmen, ohne ihnen gleich das Prädikat „das ist gut – das ist schlecht“ zu geben. In dem Moment, in dem die reine Beobachtung der Situation die sonst ablaufende Bewertung ersetzt, entsteht kein negativer Impuls, der die Stressreaktion auslöst.
Mittlerweile lässt sich die eigene Motivstruktur nicht nur über Selbstreflexion erfahren, sondern es gibt anerkannte wissenschaftliche Methoden Tools, die eine präzise und differenzierte Übersicht über innere Motivatoren und Bedürfnisse liefern. Diese sind Bestandteil z. B. im Rahmen unseres Einzelcoachings oder unseres Resilienztrainings.
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