Burnout: Worüber sprechen wir?
Burnout ist ein Zustand tiefer emotionaler, körperlicher und mentaler Erschöpfung, der oft schleichend entsteht – vor allem bei Menschen, die über längere Zeit hinweg stark engagiert, leistungsorientiert und dauerhaft überlastet sind. Es ist kein kurzfristiger Energieverlust, sondern ein ernstzunehmendes Signal, dass Körper und Psyche an ihre Belastungsgrenze geraten sind.
Burnout ist keine anerkannte Krankheit im ICD-10 als eigenständige Diagnose, wird aber als „Problem mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ beschrieben. In der ICD-11 (gültig ab 2022) wird es als berufsbezogenes Phänomen definiert, das durch chronischen Stress am Arbeitsplatz entsteht, der nicht erfolgreich verarbeitet wurde.
Burnout kann jeden treffen, aber gerade bei Führungspersönlichkeiten entwickelt sich Burnout oft unbemerkt – denn viele agieren trotz deutlichem Energieeinbruch weiter, funktionieren nach außen, während sie innerlich ausbrennen.
Typische Anzeichen bei Führungskräften:
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Chronische Überforderung trotz hoher Kompetenz
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Verlust an innerer Klarheit und Motivation
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Zunehmende Gereiztheit oder Rückzug
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Sinnkrisen, Entscheidungsblockaden oder das Gefühl, nur noch zu „reagieren“
Inhaltsverzeichnis
Burnout-Phasen
Das Konzept des Burnouts wurde in den 1970er-Jahren erstmals wissenschaftlich beschrieben – unter anderem von dem deutsch-amerikanischen Psychoanalytiker Herbert Freudenberger, der selbst in sozialen Berufen tätig war. Gemeinsam mit der Psychologin Gail North entwickelte er ein Modell, das den schleichenden Verlauf von Burnout in 12 klar unterscheidbare Phasen unterteilt.
Bis heute gilt dieses Phasenmodell als eine der grundlegendsten Beschreibungen der Burnout-Entwicklung – auch wenn nicht jeder Mensch alle Phasen gleich oder vollständig durchläuft. Es macht jedoch deutlich, wie aus einem anfänglich hohen Engagement allmählich chronische Müdigkeit, Rückzug und Entfremdung entstehen können – oft unbemerkt über Monate oder Jahre hinweg.
Gerade im betrieblichen Kontext ist das Verständnis dieser Phasen zentral, um Frühwarnzeichen zu erkennen, Betroffene gezielt zu unterstützen und wirksame Burnout-Prävention zu ermöglichen.
Der Weg ins Burnout – ein schleichender Verlauf in 12 Phasen:
1–3:
Engagement & Selbstüberforderung
Phase 1-3:
- Zwang, sich zu beweisen
- Verstärkter Einsatze
- Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
4–6:
Erste
Warnzeichen
Phase 4-6:
- Verdrängung von Konflikten
- Umdeutung von Werten
- Verleugnung von Problemen
7–9:
Rückzug & Veränderung
Phase 7-9:
- Zwang, sich zu beweisen
- Verstärkter Einsatze
- Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
10–12:
Zusammen-
bruch
Phase 10-12:
- Innere Leere
- Depression
- Völlige Erschöpfung
Symptome des Burnout-Syndroms
Burnout zeigt sich selten abrupt – sondern entwickelt sich in einem schleichenden Prozess. Erste Anzeichen betreffen oft das emotionale Befinden, das Denken, Verhalten und die körperliche Verfassung. Wer die typischen Burnout-Symptome kennt, kann frühzeitig gegensteuern und ernsthafte Folgen vermeiden.
- Emotionale Warnsignale
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Anhaltende Erschöpfung, trotz Erholung
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Reizbarkeit, emotionale Dünnhäutigkeit
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Verlust von Motivation und Engagement
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Gefühl innerer Leere oder Sinnverlust
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Rückzugstendenzen – sozial wie emotional
- Mentale & kognitive Symptome
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Konzentrationsstörungen, verlangsamtes Denken
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Entscheidungsschwierigkeiten im Alltag und Beruf
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Grübeln, gedankliches „Festhängen“
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Abnahme der Kreativität und Problemlösungskompetenz
- Körperliche Beschwerden (häufig unterschätzt)
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Chronische Müdigkeit, Schlafstörungen
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Kopf-, Nacken- oder Rückenschmerzen
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Magen-Darm-Probleme, Appetitveränderungen
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Herzklopfen, Schwindel, Verspannungen
- Veränderungen im Verhalten
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Leistungsabfall trotz großem Zeitaufwand
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Zunehmender Rückzug aus Meetings oder Entscheidungsprozessen
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Vermeidung von Verantwortung oder Kontakt
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Höherer Konsum von Kaffee, Alkohol, Medikamenten oder Medien
Bin ich burnout-gefährdet?
Burnout trifft nicht „die Schwachen“, sondern oft die besonders Engagierten: Menschen mit hohem Verantwortungsgefühl, ausgeprägtem Leistungsanspruch und dem Wunsch, es allen recht zu machen.
Typische Risikofaktoren sind:
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Dauerhafte Überlastung ohne ausreichende Regeneration
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Perfektionismus und Schwierigkeiten, Grenzen zu setzen
-
Gefühl, funktionieren zu müssen, statt selbstbestimmt zu handeln
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Wertkonflikte, fehlende Sinnhaftigkeit oder mangelnde Anerkennung
Wer häufig erschöpft ist, sich innerlich leer fühlt oder trotz Leistung das Gefühl hat, nicht mehr „anzukommen“, sollte innehalten. Ansonsten entsteht ein Gefühl von „ausgebranntsein“. Frühzeitige Selbstreflexion hilft, gegenzusteuern, bevor Erschöpfung chronisch wird.
Ein erster Schritt kann sein: bewusst hinschauen, körperliche Symptome wahrnehmen, ehrlich reflektieren – und sich ggf. professionelle Begleitung suchen.
Erste Warnzeichen ernst zu nehmen, ist kein Zeichen von Schwäche – sondern von Selbstverantwortung.
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Ganzheitliches Burnout-Coaching: Ziel und Nutzen
Coaching gewinnt zunehmend an Bedeutung, da es Menschen nicht nur hilft, akute Symptome zu bewältigen, sondern auch langfristig Erfolge zu erzielen. Es bietet eine strukturierte Unterstützung, um individuelle Stressoren zu erkennen und effektive Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Ziel ist es, sowohl das Burnout-Risiko zu minimieren als auch die psychische Gesundheit zu fördern. Ein ganzheitlicher Ansatz, der berufliche und private Belastungen gleichermaßen berücksichtigt, ist hier besonders geeignet.
Ziele des Coachings: Mehr Resilienz und ein besseres Stressmanagement für den Klienten?
Die Hauptziele sind:
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Frühzeitige Erkennung von Stresssymptomen: Identifikation von persönlichen und beruflichen Stressauslösern.
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Aufbau von Widerstandsfähigkeit: Entwicklung von mentaler Widerstandskraft und der Fähigkeit, Herausforderungen besser zu bewältigen.
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Stressbewältigung: Vermittlung von Methoden zur Stressbewältigung und zur Reduktion von Überlastung.
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Verbesserung der Work-Life-Balance: Schaffung einer ausgewogenen Lebensführung, die Gesundheit und Wohlbefinden fördert.
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Langfristige Prävention: Vermeidung eines Rückfalls in Burnout durch nachhaltige Verhaltensänderungen.
Hilft ein Coaching bei einem Burnout-Syndrom?
Ein Coaching bei Burnout kann insbesondere in der Anfangsphase eines Burnouts oder bei Burnout-Gefährdung sehr wirksam sein. Es bietet einen geschützten Rahmen, in dem Betroffene ihre Belastungen reflektieren und Lösungsstrategien entwickeln können.

Ein solches Einzelcoaching ist besonders für Führungspersonen geeignet, die oft zwischen beruflichen und privaten Anforderungen balancieren müssen. Während eine Psychotherapie bei bereits diagnostiziertem Burnout-Syndrom notwendig sein kann, eignet sich ein Coachingprozess hervorragend zur Begleitung von Menschen, die kurz vor einem Burnout stehen oder erste Symptome verspüren.
Coaching bei Burnout oder ambulante Therapie?
Coaching und Therapie unterscheiden sich grundlegend in ihrer Zielsetzung und Methodik.
Coaching
Fokussiert auf Zielerreichung und Lösungsorientierung, oft in einem beruflichen Kontext. Es eignet sich für Personen, die selbstreflektiert sind und proaktiv an ihren Herausforderungen und inneren Konflikten arbeiten wollen, um einem Burnout vorzubeugen.
Therapie
Konzentriert sich auf die Behandlung von psychischen Erkrankungen, einschließlich schwerer Burnout-Fälle. Sie wird von Fachärzten oder Psychotherapeuten durchgeführt und umfasst diagnostische sowie therapeutische Maßnahmen. Die Wahl zwischen Coaching und Therapie hängt vom individuellen Schweregrad der Symptome und der Lebenssituation ab. In schweren Fällen kann eine stationäre psychologische Behandlung, die mehrere Wochen umfasst, notwendig sein.
So funktioniert ein Coaching zur Burnout-Prävention
Ein Coaching umfasst in der Regel folgende Schritte:
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Vorgespräch: Analyse der individuellen Situation und Zielsetzung.
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Stressanalyse: Identifikation von persönlichen und beruflichen Stressfaktoren.
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Zieldefinition: Festlegung von kurz-, mittel- und langfristigen Zielen.
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Intervention: Anwendung spezifischer Methoden wie Zeitmanagement, Entspannungsübungen oder kognitive Umstrukturierung.
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Nachhaltigkeit: Regelmäßige Erfolgskontrollen und Anpassungen der Strategien.
Methoden des Burnout Coachings
Effektive Methoden umfassen:
- Achtsamkeitstraining: Fördert die Wahrnehmung von Stresssignalen und hilft, im Moment zu bleiben.
- Entspannungstechniken: Progressive Muskelentspannung, Atemübungen oder Meditation zur Stressreduktion.
- Kognitive Verhaltenstechniken: Hinterfragen von negativen Denk- und Verhaltensmustern und Ersetzen durch konstruktive Gedanken.
- Zeitmanagement: Priorisierung von Aufgaben und Setzen realistischer Ziele.
- Ressourcenarbeit: Identifikation und Stärkung persönlicher Ressourcen. Ein Coaching-Prozess sollte dabei individuell angepasst gestaltet sein, um langfristig gesund zu bleiben.
Wie wird das Coaching erfolgreich?
Der Erfolg eines Burnout Coaching hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Vertrauensvolle Beziehung: Der Coach muss ein empathisches und vertrauensvolles Umfeld schaffen. Dies kann in Präsenz oder im Online-Coaching erfolgen.
- Klare Zielsetzung: Realistische und messbare Ziele motivieren und erleichtern die Erfolgskontrolle.
- Eigenverantwortung: Der Klient muss bereit sein, aktiv an seinen Herausforderungen zu arbeiten.
- Regelmäßige Reflexion: Kontinuierliche Überprüfung und Anpassung der maßgeschneiderten Strategien. Auch Inputs aus Online-Coaching-Angeboten können hierbei eine ergänzende Rolle spielen.
Seminar oder Personal Coaching - was passt besser?
Ein Seminar eignet sich, wenn es darum geht, Wissen zu vermitteln, Methoden kennenzulernen und Impulse im Team oder in der Gruppe zu setzen. Es schafft ein gemeinsames Verständnis für diese Themen und legt die Basis für Veränderungen im Arbeitsumfeld.
Personal Coaching hingegen bietet Raum für individuelle Themen, persönliche Reflexion und konkrete Umsetzungsstrategien im Alltag. Hier steht die Einzelperson mit ihren Erfahrungen, Fragen und Herausforderungen im Mittelpunkt.
Beides kann sich ideal ergänzen:
Seminare schaffen Bewusstsein – Coaching ermöglicht Veränderung.
Gerade für Unternehmer ist Resilienz der Schlüssel, um Belastungen standzuhalten und langfristig leistungsfähig zu bleiben.
Burnout-Prävention für Unternehmen
Warum gesunde Mitarbeitende der Schlüssel für nachhaltigen Unternehmenserfolg sind

Burnout ist längst kein individuelles Problem mehr – es betrifft ganze Teams, Abteilungen und Strukturen. Die Ursachen liegen oft in chronischer Überlastung, fehlender Erholungszeit und einem Arbeitsumfeld, das auf Dauerbelastung statt auf Regeneration ausgelegt ist. Für Unternehmen bedeutet das nicht nur gesundheitliche Risiken für Mitarbeitende, sondern auch handfeste wirtschaftliche Folgen: Produktivitätsverlust, Ausfallzeiten und steigende Fluktuation.
Effektiv Burnout zu verhindern beginnt nicht erst im akuten Fall, sondern setzt an den Bedingungen an, unter denen Arbeit stattfindet.
Ein professionelles Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) bildet dabei die strukturelle Basis. Es schafft Transparenz über Belastungen, bündelt Maßnahmen und sorgt dafür, dass Gesundheit nicht dem Zufall überlassen wird, sondern als systematischer Bestandteil der Unternehmenskultur verankert ist.
Mitarbeiter in führenden Funktionen spielen eine Schlüsselrolle als Multiplikatoren der Unternehmenskultur. Sie prägen das Klima, erkennen Überlastung – oder übersehen sie.
Burnout-Prävention ist keine Einzelaktion, sondern Ausdruck eines modernen, nachhaltigen Führungsverständnisses. Unternehmen, die BGM, Führungskräfteentwicklung und gesunde Arbeitsgestaltung zusammendenken, stärken nicht nur die psychische Widerstandskraft ihrer Mitarbeitenden – sondern auch ihre eigene Zukunftsfähigkeit.
Gerade die Personalentwicklung, Geschäftsführer und HR-Verantwortliche sind gefragt, diese Themen aktiv zu gestalten – für ein Arbeitsklima, in dem Menschen gesund, motiviert und leistungsfähig bleiben.
Welche Vorteile hat der Arbeitgeber durch den Einsatz einer „Stressanalyse“
Der Einsatz einer Stressanalyse im Unternehmen – z. B. in Form von Mitarbeiterbefragungen, psychischen Gefährdungsbeurteilungen oder HRV-Messungen – bringt dem Arbeitgeber klare, messbare und strategische Vorteile. Hier eine strukturierte Übersicht:
1. Frühzeitiges Erkennen von Belastungsschwerpunkten
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Stressanalysen decken auf, wo und warum Mitarbeitende überlastet sind – bevor es zu Ausfällen oder innerer Kündigung kommt.
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Führungskräfte erhalten datenbasierte Hinweise auf psychische Belastungen im Arbeitskontext (z. B. Zeitdruck, Rollenunklarheit, mangelnde Erholung).
2. Rechtssicherheit und Erfüllung gesetzlicher Pflichten
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Die psychische Gefährdungsbeurteilung ist laut § 5 ArbSchG gesetzlich vorgeschrieben. Eine strukturierte Stressanalyse hilft, dieser Verpflichtung systematisch nachzukommen.
3. Fundierte Grundlage für Maßnahmen im BGM
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Anstelle von Einzelaktionen können gezielt wirksame Interventionen abgeleitet werden – abgestimmt auf die tatsächlichen Herausforderungen der Mitarbeitenden.
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Ressourcen werden dort eingesetzt, wo der Bedarf am höchsten ist.
4. Steigerung von Motivation und Arbeitgeberattraktivität
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Wer psychische Gesundheit sichtbar ernst nimmt, signalisiert Wertschätzung und Verantwortung. Das stärkt Vertrauen und Loyalität – intern wie extern.
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Stressanalysen sind ein starkes Signal im Employer Branding.
5. Reduktion von Fehlzeiten und Fluktuation
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Zielgerichtete Prävention senkt langfristig die Kosten durch Krankheitstage, Ausfälle und Personalwechsel.
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Frühzeitig erkannte Stressquellen beugen chronischen Erschöpfungssyndromen vor.
6. Stärkung von Führung und Teamklima
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Die Ergebnisse einer Stressanalyse fördern den Dialog: Wo klemmt es im Alltag? Wie erleben Mitarbeitende Führung, Kommunikation und Arbeitsorganisation?
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Führungskräfte können gezielt entwickeln, was Teams wirklich brauchen.
Mit unserer HRV-Analyse bieten wir Unternehmen ein Frühwarnsystem für Stressbelastungen.
Fazit: Burnout-Prävention beginnt mit Achtsamkeit
Burnout ist ein ernstzunehmendes Risiko – für die Gesundheit, die Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität. Doch niemand muss warten, bis der Körper oder die Psyche die Notbremse zieht. Wer beginnt, die eigenen Warnsignale wahrzunehmen, wer offen über Belastung spricht und gezielt Unterstützung sucht, kann viel früher die Weichen neu stellen. Coaching, Prävention und ein bewusster Umgang mit den eigenen Ressourcen sind keine Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck moderner Selbstführung. Es lohnt sich – für die eigene Kraft, für mehr Klarheit und ein gesünderes Leben.